Max Drischner
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Vitae

 Max Drischner  wurde am 31.1. 1891 in Prieborn/ Schlesien geboren. Er war Organist , Cembalist, Chorleiter und Komponist.

Sein Vater war Kaufmann (siehe Bild des Ladens ins Prieborn). Ab 1910 studierte er sieben Semester Theologie in Leipzig und Breslau. Ihm gefiel dieser Werdegang aber nicht und er brach das Studium gegen den Willen seines Vaters ab.                     Ab 1914 studierte er als erster deutscher Schüler bei Wanda Landowska in Berlin. Mit ihr pflegte er eine lebenslange Freundschaft. Zu ihrem Tode wurden die Partiten Jesu meine Freude gespielt.                                                                                      Dann studierte er weiter bei Prof. Paul Hielscher, dem damaligen Kantoren der Nikolaikirche in Brieg. Vom Juni 1924 bis zur Ausweisung 1946 wurde er dann Kantor an der berühmten Engler - Orgel. 1924 wurde er zum Kirchenmusikdirektor ernannt und so war auch seine Anrede “Herr Kirchenmusikdirektor” bis zu seinem Tode. Später, nach der Flucht, verweilte er kurz in Erfurt und Herrenberg. In Herrenberg aber fühlte er sich sehr unwohl und ging dann mit seiner Schwester Grete nach Goslar, der Partnerstadt Briegs. Dort erhielt er als erster Bürger den Kulturpreis der Stadt (1956).

Ausgedehnte Reisen führten ihn nach Norwegen, wo er sich sehr wohl fühlte und eine Menge Freunde bekam. Norwegische Komponisten, Organisten und sogar der Bischof Berggraf pflegte zeitlebens einen Briefkontakt mit Drischner.

Den größten Einfluß auf seinen Werdedank hatte der “Urwalddoktor” Albert Schweitzer. Mit dessen Einfluß wurde die historische Engler - Orgel hingegen allen Orgelbautechnischen Strömungen nicht elektifizert sondern restauriert. Er war ein Vorreiter der Orgelbewegung. Mit A. Schweitzer hat er sich bis zu dessen Tode noch ab und zu getroffen. Auch bei kurzen Aufenthalten rief Schweitzer Drischner zu sich, auch kam Schweitzer einmal zu einem Besuch nach Herrenberg. Helene Schweitzer  wurde Patentante von Drischners einziger Tochter Katharina. Sie hielten aber stets Briefkontakt und Schweitzer schickte ab und an die neuesten Photos.                                                                                                                          Der Ruf Drischners als “Brieger Kantor” ging seinerzeit durch ganz Deutschland. Eine große Anzahl nationaler Chor - und Kirchenmusiktreffen wurde nach Brieg verlegt.                                                                                                                                   Drischners Musik zeichnet sich durch ihren schlichten, stillen besonders melodienreichen Glanz aus. Zwar entsprach er überhaupt nicht seinen komponierenden Zeitgenossen, aber das interessierte ihn nicht. Er wollte Musik für den eigenen Gebrauch, bzw. für den einfachen Kirchenmusiker schreiben. Er hasste es, die Orgel als Konzertinstrument fern allen liturgischen Zusammenhanges zu benutzen. Seine “Konzerte” liefen immer unter “Orgelfeierstunden”.

Leider verlor er im 1. Weltkrieg ein Fingerglied der rechten Hand. Verschiedene Krankheiten, die ihn sehr schwer trafen, kamen später hinzu, so, daß sein berühmtes “Pedalspiel” auch nicht mehr möglich war. Mit der Flucht 1946 nahm sein kompositorisches Schaffen, nicht nur Gesundheitsbedingt, stark ab. Drischner soll ein hervorragender Improvisator gewesen sein.

Bis zu seinem Tode blieb er seiner eigenen, schon früh gefundenen Tonsprache treu. Sein bedeutenster Ausspruch zu seinem Ouevre war:

Kirchenmusik muß sein wie eine gute Predigt, die jeder verstehen kann

Die Gründung des Jugendchores war etwas ganz neues in der damaligen Kirchenmusik. Drischners Jugendchor bekam Einladungen zu einer großen Anzahl Kirchenmusiktreffen, Konzerten in ganz Deutschland. Allein im Jahr 1924/25 sang der Chor 133 Mal. Seine Chorsänger vergötterten in. Bis zu seinem Tode hielten einige Kontakt zu ihm. Leider, kurz vor der Flucht, zerschlug sich der Chor und Drischner fühlte sich, wie er in einem Brief schreibt, auch von seinen liebsten Sängern und Freunden verlassen.

Einzigartig in seinem Repertoir war die enorme Anzahl alter Meister. Seinerzeit wurden diese noch kaum gespielt. Selbst W. Landowska nahm, durch Drischner angeregt, erstmals Alte Deutsche Meister in ihr Konzertrepertoir auf.                   Ca. 120 Komponisten alter Musik hatte Drischner selbst in seinem Repertoir. Ungewöhnlich war auch sein Bestreben, die Musik möglichst Werksgetreu wieder zu geben.     Sein Notenschrank soll ein Vermögen wert gewesen sein. Leider hat die Russische Armee und später polnische Plünderer alles geklaut. Auch ein Clavichord, ein Geschenk Albert Schweitzers, benutzte ein Soldat als Schießschutz und bekam so einen Durchschuß. Von seinem Hab und Gut konnte er nur sehr wenige Dinge bei der Flucht retten.

Eine neue Heimat fand er an der Treutmann - Orgel von 1737 in Kloster Grauhof.      Mit den dort ansässigen Franziskanern veranstaltete er bis zu seinem Tode eine Unzahl Orgelfeierstunden. Besonders mit Pater Joachim verband ihn eine enge Freundschaft. Den Franziskanern widmete Drischner die Variationen über”Wunderschön prächtige”.

Schon in Schlesien pflegte Drischner, seinerzeit auch nicht üblich, enge Freundschaft zur katholischen Kirche. Hingegen allen Wiedersachern nahm er den gregorianischen Choral in das Chorrepertoir auf. Dort in Grauhof spielte er auf Anruf für eine Unzahl Schulklassen, Firmen ( z.B. auch Siemens, die dort in Goslar ihr Stammhaus haben), ehem. Freunde, Touristengruppen, Hochzeiten, Gottesdienste.... .    Und dies alles trotz seines miserabelen Gesundheitszustandes. Zudem pflegte er die Orgel auch sehr und holte sie erst einmal aus ihrem “Winterschlaf” heraus. Niemand kannte die Orgel in Grauhof so gut wie er.

Seine letzte Ruhe fand er auf einem kleinem Bergfriedhof in Lautenthal. Dorthin verband ihn eine Freundschaft mit dem dortigen Organisten. Er liegt dort, unter einer großen Marmorplatte begraben, zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester Grete. Mit ihr hatte er seit  seiner Flucht bis zu seinem Tode zusammen gelebt. Er spielte nie alleine Orgel - nein- sie spielten immer zu Zweit. Grete selber war früher in Prieborn Organistin gewesen. Zu Drischners Beerdigung, die Trauerfeier fand in der Klosterkirche Grauhof statt, wurde sie, selber schwer krank, auf einer Krankenbare in die Kirche gebracht. Drischner verstarb am 25.4.1971. Kurz danach folgte ihm seine Schwester.